Mittwoch, 9. April 2014

Warum Mind Mapping wirklich funktioniert?

Die Grundidee von Tony Buzan war die bekannte Hemisphärentheorie nach dem amerikanischen Mediziners Roger Sperry. Die Vorstellung einer strikten Teilung unseres Gehirns in eine logisch sprechende linke und Farben und Bilder sehende rechte Hälfte hält sich noch immer. Dazu finden sich unzählige bebilderte Erklärungen im Internet. Aktuelle Erkenntnisse aus der Gehirnforschung bestätigen diese einfache Teilung aber nicht. Moderne Versuche ergaben eindeutig, dass sich unser Sprachzentrum und auch die Erkennungszentrale für Piktogramme, das "visuelle Wortformzentrum", ausschließlich in der linken Hemisphäre befindet, aber dass so komplexe Wahrnehmungen, wie das Sehen nur von der rechten Hemisphäre verarbeitet werden, wurde nicht bestätigt. Im Gegenteil, Versuche ergaben, dass beim Sehen große Regionen beider Hemisphären aktiv sind. Das Gehirn speichert bekannte Formen und Bilder in Neuronennetzwerken, in so genannten Karten verteilt über das gesamte Gehirn. Das Erkennen von Grundsymbolen und Formen geschieht meistens in der linken Hemisphäre, in der visuellen Wortformregion. 
BrainLand anhand eines Mind Maps erklärt

Aber genau diese Tatsache ist auch der Grund warum Mind Maps so gut funktionieren. Die menschlichen Sinne sind dafür ausgelegt die Umwelt so schnell wie möglich wahrzunehmen. Die Evolution hat es nicht noch nicht geschafft langschriftliche Texte direkt einzulesen. Formen, Bilder und Symbole sind dafür wesentlich besser geeignet. Die alte Weisheit "ein Bild sagt mehr als tausend Worte" trifft auf Mind Maps besonders gut zu. Das menschliche Gehirn erkennt und erfasst diese Bild- und Formensprache besonders effizient und schnell. Außerdem wird durch die flächige, netzartige Darstellung das natürliche, sprunghafte Denken unterstützt. Verbindungen und Zusammenhänge werden einfach skizziert und müssen nicht durch komplizierte Sätze erklärt werden. Dadurch werden Einfälle oder Planungen besonders gut dokumentiert und auch wieder erinnert. Ergänzend wirkt die Sprache als Denkentschleuniger. 
 
Das Gehirn entwickelt bessere Ideen, wenn die ersten blitzartigen Einfälle in verständliche Sätze umformuliert, sprich dekodiert werden müssen. Die Sprache ist dafür ein optimaler Geschwindigkeitsreduzierer und fungiert so als Denk- und Speicheroptimierer. Erst durch das sprachliche Formulieren unserer Überlegungen und Vorhaben ermöglichen wir unserem Gehirn die Absichten dahinter klar zu erkennen. Gerade dieses Zusammenspiel aus schneller bildhafter Wahrnehmung und die automatische Dekodierung in die eigene leicht verstehbare Sprechsprache macht Mind Mapping so effizient. 

Die Geschichte von den penibel aufgelisteten Unterschieden der getrennt arbeitenden Gehirnhälften wird schon seit Jahrzehnten erzählt und lässt sich auch wirklich anschaulich grafisch darstellen. Was Mind Mapping betrifft, muss man sich nicht dieser abgenutzten Erklärungshilfe bedienen, um zu verdeutlichen, warum diese Visualisierungs- und Denktechnik das Lernen und die Gehirnleistung fördert. Ihre Fähigkeit den menschlichen schnellen Zugriffspeicher, aktiviert durch Formen und Bilder, und den intelligenten Arbeitsspeicher, gesteuert durch Sprache, optimal miteinander zu vernetzen und zu aktivieren ist Grund genug. Die optimale Zusammenarbeit der linken und rechten Hemisphäre ist ein zusätzlicher Vorteil der sich ganz einfach von selbst ergibt.

Ing. Andreas Lercher M.Ed.
www.mindmap.at

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