Montag, 29. Oktober 2018

Menschen sind Interpretationsmaschinen.


Glauben Sie nicht? Doch. Wir sehen jemanden zum ersten Mal und ein Identifikationsschema läuft ab: Ist so groß wie… Erinnert mich an… Sieht aus wie… Spricht vergleichbar wie… Sein Lachen erinnert mich an… etc. In einem persönlichen Gespräch ist es besonders wichtig, darauf zu achten, wie mein Gegenüber auf meine Aussagen reagiert. Das kann sowohl im privaten wie auch im beruflichen Kontext sehr hilfreich sein. Mir fällt auf, dass viele meine Mimik nicht deuten können und mich so einfach zutexten, ohne zu bemerken dass ich in Gedanken schon abgedriftet bin und nur noch aus Höflichkeit zuhöre. Warum passiert das? Sie sehen oft nicht hin oder können gar nicht einordnen, was sie da tatsächlich in meinem Gesicht wahrnehmen. Meist sende ich dabei ein wiederholtes Nicken, ein soziales Lächeln und stimme vielleicht sogar mit Zuhörsignalen zu. Genau genommen höre ich aber gar nicht mehr zu. Selbstverliebte Dauererzähler interpretieren ein wiederholtes Nicken, ein soziales Lächeln und Zuhörsignale oft generell als Interesse und wundern sich dann, warum das Gegenüber dann doch nicht an der Erzählung, dem Vorschlag oder dem Angebot interessiert ist. Sie schließen oft von diesen erwähnten Signalen auf Interesse und sehen nonverbale Einwandsignale nicht. Diese treten bereits vor einem wirklichen ausgesprochenen Einwand auf. Wenn ich jedoch fähig bin, diese mimische Signale korrekt einzuordnen, so lässt sich auch der Verlauf eines Gesprächs viel einfacher steuern. Wir sollten uns also damit beschäftigen, in welchen Gesprächssituationen welche mimischen Einwandsignale auftreten können. So können wir lernen, wie wir uns in unsere Gesprächspartnerinnen und Gesprächspartner hinein versetzen. Es geht hierbei um das bewusste Wahrnehmen von Emotionen und nicht ein Raten oder Interpretieren. Mimische Bewegungen entstehen dann, wenn wir emotional beteiligt sind. Wir sollten uns also nicht auf Interpretationen verlassen, sondern lernen, mimische Signale bewusst zu erkennen und korrekt zu codieren. Welche Emotionen sehen Sie in den untenstehenden Bildern?
Dazu bietet Lerchertrain® regelmäßig Einführungsseminare und gezielte Weiterbildungen an, in welchen Sie in Kleingruppen erlernen können, wie Sie Mimikresonanz hilfreich in ihrem beruflichen und privaten Umfeld einsetzen können.

Fragen Sie uns und nehmen Sie gerne mit uns Kontakt auf.



Montag, 1. Oktober 2018

Mimikresonanz in der Praxis. Am Beispiel Betreuung im Krankenhaus.


Wie wichtig ein Emotionserkennungs-Management im pflegenden Umfeld ist. Ein Erfahrungsbericht.

Muss man ins Krankenhaus, ist man meist froh, wenn der Aufenthalt rasch vorüber ist, man sich auf dem Weg der Besserung befindet, und dass die Zeit im Krankenhaus auch möglichst positiv verläuft. Das Personal in einem Krankenhaus steht täglich vor großen Herausforderungen, und ich kann mir gut vorstellen, dass es manchmal nicht so einfach ist, es jedem recht zu machen. Ich hatte in den letzten Tagen eine mir sehr nahestehende Angehörige zur Aufnahme ins Krankenhaus gebracht und sie auch nahezu täglich besucht. Mein Fazit: Die Höflichkeit und Bereitschaft von Krankenhauspersonal hängt einerseits von den einzelnen Personen und offensichtlich auch von deren Tagesverfassung ab. Kleinigkeiten, wie ein Lächeln oder ein freundlicher Gruß können ein angenehmes Gefühl erzeugen. Doch ebenso rasch können  einfache Gesten oder spezielle Gesichtsausdrücke die Stimmung einer Patientin oder eines Patienten ins Negative rücken.
Stellen Sie sich folgende Situation vor: Wenige Stunden nach einem chirurgischen Eingriff ersucht eine Patientin eine Mitarbeiterin des Pflegepersonals um ein Glas Wasser. Die Patientin benötigt zum Trinken im Krankenbett Hilfe, das Bett muss aufgestellt und der Polster gerichtet werden. Zeigt eine Krankenpflegerin dabei eine Verachtungsexpression und ein Besucher kann diese Mimik interpretieren, so ändert sich die Stimmung schlagartig, sicherlich nicht ins Positive. Der Gesichtsausdruck der Verachtung hat keinen Platz in der Pflege. Verachtung bedeutet Geringschätzung, eine_r fühlt sich dem anderen überlegen (siehe mittleres Bild unten). Aktuelle Studien haben festgestellt, dass permanente Verachtung das Immunsystem des Verachteten senkt - wenig hilfreich im pflegenden Umfeld. Ein weiteres Beispiel, die morgendliche Visite: Die Türe zum Krankenzimmer wird geöffnet, was fehlt ist ein Gruß, eventuell auch ein Lächeln. Ein Lächeln kann besonders viel bewirken: Vertrautheit – Sicherheit – Hilfestellung – Wohlwollen. Das darf man doch auch von Ärzten und Pflegepersonal beim Betreten des Zimmers erwarten. Also auch die Abwesenheit von Signalen – in diesem Fall, ein fehlendes Lächeln – führen zu einer Änderung in der Stimmung. Erzeugt man bei seinem Gegenüber hingegen spontan ein Lächeln (siehe 3. Bild unten), so trägt dies nachweislich auch zur Genesung bei, wie eine Studie in einem österreichischen Rehabilitationszentrum gezeigt hat. Speziell in Dienstleistungsberufen ist es äußerst wichtig, seine eigenen Emotionen im Griff zu haben und darüber hinaus zu wissen, wie ich mir und auch meinen Patientinnen und Patienten einen Tag im Krankenhaus möglichst angenehm gestalten kann.

Mimische Eindrücke gesichert erkennen zu können, kann gelernt werden. Dazu bietet Lerchertrain® regelmäßig Einführungsseminare und gezielte Weiterbildungen an, in welchen Sie in Kleingruppen erlernen können, wie Sie Mimikresonanz hilfreich in ihrem beruflichen und privaten Umfeld einsetzen können.

Fragen Sie uns und nehmen Sie gerne mit uns Kontakt auf.

Mimikresonanz-Trainerin Marion Lercher (Foto credits: Hans Scherhaufer)